onlineBIBELteilen am 1. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022

Am Aschermittwoch hat die sog. Fasten- oder auch Passionszeit begonnen. Diese Zeit möchte dazu motivieren, das eigene Leben zu reflektieren und sich an der ermutigenden Botschaft des Glaubens zu orientieren. Dieses Jahr beginnt diese Zeit mit einer Versuchung. Der Evangelist Lukas berich-tet im 4. Kapitel so davon:

1Jesus aber kehrte voller heiliger Geistkraft vom Jordan zurück und wurde vom Geist in der Wildnis herumgetrieben. 2Während 40 Tagen wurde er von der teuflischen Macht schwer geprüft. In jenen Tagen ass er nichts, und als diese Tage vorbei waren, hatte er grossen Hunger. 3Da sagte die teuflische Macht zu ihm:
»Bist du ein Sohn Gottes, so sage zu diesem Stein, dass er Brot werden soll!« 4Jesus aber antwortete ihm: »Es steht in der Schrift geschrieben: Die Menschen werden nicht nur vom Brot leben.«
5Und sie führte ihn hinauf und zeigte ihm alle Reiche des Erdkreises in einem Augenblick. 6Und die teuflische Macht sprach zu ihm: »Dir will ich alle Macht und all ihren Ruhm geben, denn mir gehören sie und ich gebe sie, wem ich will. 7Wenn du dich vor mir verbeugst, soll alles dir gehören.« 8Jesus aber antworte-te ihm: »Es steht geschrieben: Du sollst die Lebendige, deinen Gott, anbeten und nur ihr dienen.«
9Darauf führte die teuflische Macht ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf die Zin-ne des Tempels und sagte zu ihm: »Bist du ein Gottessohn, so stürze dich hinab! 10Denn es steht geschrieben: Deinetwegen wird er seine Engel senden, dich zu behüten, 11und sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stosse.« 12Jesus aber antwortete: »Es heisst: Du sollst die Lebendige, deinen Gott, nicht reizen.« 13Und als die teuflische Macht die Prüfung ganz vollendet hatte, blieb er von ihm fern bis zur gelegenen Zeit.                


(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)

Es ist wieder einmal toll, erleben zu dürfen, dass viele sich trotz des herausfordenden Texts motivieren liessen mitzumachen. So kam eine grosse Palette an Gedanken zusammen. Spannend und ermutigend und eigenständig:
  • Zu den Versen 1 bis 4: Ich spüre, Jesus war in sich gestärkt von der Geist-kraft. Er wusste, dass es ihn nicht glücklich machen würde, nur seinen ma-teriellen Hunger durch das Brot zu stillen. So konnte er widerstehen.
  • Unser, alle Menschen liebender Gott ist ein strenger Vater. Wir lesen, dass Er sogar seinen eigenen Sohn Jesus geprüft hatte und auch die Menschen auf verschiedene Weisen prüft. Wer Gottes Hilfe erfleht und dankbar, hoffnungsvoll annimmt, kann wie Jesus vor dem Heiligen Vater bestehen.
  • Gerade in diesen Tagen erleben wir, wie Mächtige anderen ihren Willen aufzwingen wollen oder sie mit scheinbar lukrativen Angeboten in ihre Bahn zu lenken suchen. Was auf der Weltbühne geschieht, ist auch Realität in vielen Familien. Der Übergang von der feinen, unscheinbaren Versuchung bis zur gewalttätigen Unterdrückung ist fliessend. Ich möchte acht-sam dahin blicken.
  • Zu Vers 4: Was nährt mich sonst noch? Stille, Enkelkind hüten, Waldpro-jekt im Advent, Online lebendige Gottesdienste, draussen sein in der Na-tur, Herausforderungen teilen mit Menschen wie der Krieg in der Ukraine und wachsen an den Fragen meiner erwachsenen Kinder.
  • Zu Vers 4: Wenn wir aus dem Gottesdienst nach Hause kommen, müssen wir uns die Frage stellen, womit wir das alles verdient haben: eine schöne Wohnung, jeden Tag gutes Essen, Gesundheit, das ist ein grosses Gottes-geschenk und dafür müssen wir jede Tag Gott «Danke» sagen. Es ist ein grosses Geschenk Gottes. Denkt immer daran, lasst Euch nicht von irdi-schen Gütern einfangen.
  • Zu den Versen 5 bis 8: Die Versuchung der Macht steht uns in diesen Ta-gen mit allen Schrecken vor Augen. Wenn diese Macht dann noch mit Ge-walt und Angriffskrieg durchgesetzt wird, bleiben wir wie erstarrt und ohnmächtig zurück. Und dann frage ich mich: Wo habe ich selber Macht und wie setzte ich sie ein? Die Versuchung ist auch in mir und ich will gut hinschauen, wo ich im Kleinen Machtmissbrauch ausübe. Ich bete darum, dass die gute Geistkraft mir helfe, das zu vermeiden.
  • Zu Vers 4: Die letzten beiden Jahre haben uns sehr klar vor Augen geführt, was mit uns passiert, wenn wir keinen spirituellen Anker haben, an dem wir uns ausrichten können, der uns hält, nährt und trägt. Ohne diese un-verzichtbare Mitte in unserem Leben werden wir sehr schnell zur Manipu-lationsmasse für irgendwelche lebensfeindliche Ideen und Strömungen.
  • Zu den Versen 5 bis 8: Macht zu haben, wer wünscht sich das nicht? Was könnte man doch alles in dieser Welt zum Guten beeinflussen. Doch um welchen Preis? Ich denke, auf Gott und seine Führung sein Eingreifen zu vertrauen ist der rechte Weg.
  • Die „heilige Geistkraft“ kann in extremen Situationen in eine „teuflische Macht“ kippen, die meine menschlichen Grenzen zu überwinden vorgau-keln kann. Gottes Geistkraft leitet und trägt uns in unserem alltäglichen Leben. Im Gefängnis begleitete ich als Seelsorger die Gefangenen durch die Schwierigkeiten des Alltags und nicht zur Flucht oder zum Ausbruch.
  • Brot als Grundnahrungsmittel ist mir wichtig. Das esse und backe ich ger-ne. Doch ich brauche im hektischen Alltag nicht nur Lebensmittel, sondern auch das Universum der Bibel und des Glaubens, auch die Weite des Geis-tes, um zur Ruhe zu kommen. Die geistige Nahrung ist genauso wichtig, wie die körperliche Nahrung, denn sie hilft, über die eigene Begrenztheit hinauszuwachsen.
  • Obwohl ich den ganzen Text als schwierig empfinde, kann ich doch Worte oder Sätze in die heutige Zeit interpretieren. Etwas Positives ist für mich der Satz «er wird dir seine Engel senden und sie werden dich auf Händen tragen…», auch wenn er aus dem Mund der teuflischen Macht kommt. Und das Negative im Text verbindet sich für mich direkt mit der ak-tuellen Situation, wo wir eine irdische «teuflische Macht» erleben, welche einen friedliche, aber demokratischen Staat mit freier Meinungsäusserung mit massiver Gewalt und Rücksichtslosigkeit überfällt, während er im eige-nen Land jegliche freie Meinung unterdrückt, und fordert, dass sich der Überfallene vor ihm auf die Knie werfe… . So schrecklich und bedrohlich, so dass es gerade sehr viel Energie kostet, hoffnungsvoll zu bleiben.

onlineBIBELteilen 2. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022

Auch für den 2. Sonntag der Fasten-/Passionszeit sind beim onlineBIBELteilen wieder viele inspirierende Beiträge Zusammengekommen. DANKE!

In dieser Woche haben wir uns mit einem speziellen Text auseinandergesetzt – einmal mit einem Brieftext von Paulus. Im 3. Kapitel seines Briefes an die Gemeinde von Philippi will er uns Hoffnung machen.

13Meine Schwestern und Brüder, ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eins aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt; 14ich laufe auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu erlangen. Das ist die Berufung zum ewigen Heil, die Gott uns schenkt, wenn wir uns auf Jesus Christus vertrauensvoll einlassen.
20Wir aber sind Bürgerinnen und Bürger einer himmlischen Gemeinschaft, von dorther erwarten wir auch unsere Rettung, Jesus Christus, dem wir unser Leben anvertraut haben. 21Dann werden unsere erniedrigten Körper umgestaltet und dem Körper gleich gestaltet werden, den Christus von Gott erhielt, als er ihn mit Herrlichkeit umkleidete. So wirkt an uns die Kraft Christi, mit der er alles in seinen Machtbereich bringen kann.    
(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)


Ein Text, der herausfordert. Spannend und inspirierend, wie unterschiedlich Ihr Euch an diesen Text herangewagt habt! Überzeugt Euch selbst:
  • Mich lädt der Text von Paulus dazu ein, den Augenblick der Berufung für meinen Weg zum Göttlichen jeden Moment ernst zu nehmen – mit hoffnungsvollem Blick nach vorn. Nein, erreicht habe ich das Ziel noch nicht, aber ich bin unterwegs. Dazu kommt mir ein Satz in den Sinn: «Der Augenblick ist mein – und wenn ich den bedacht, so ist Der/Die mein Die/Der Zeit und Ewigkeit gemacht.» Und das lässt mich sogar tief dankbar sein für vergangene Augenblicke.
  • Für mich ist es ein sehr schwieriger Text, wenn gesagt wird, ich laufe auf das Ziel zu, um den Siegerpreis zu erlangen. Ich finde der Weg ist das Ziel. Zu Vers 21 kommt mir einfach dieser Text in den Sinn: «Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.»
  • «Eins aber tue ich; Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.» Eine wahrlich grosse Herausforderung an die Gemeinde von Philippi.... und genauso an mich und uns. Wie oft ertappe ich mich dabei zurückzuschauen, anstatt das Wunderbare, das vor mir liegt, zu sehen, mich zu freuen und mutig auch auf Schwierigeres zuzugehen. In den kommenden Wochen möge mich dieser Satz begleiten, bei herrlichem Frühlingswetter, warmer Wohnung, genügendem Essen und einer Familie, die nicht vom Krieg entzweit wird. Dankbarkeit erfüllt mich.
  • Wenn wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir Teil der himmlischen Gemeinschaft sind, dann geschieht Heilung im Innen und Aussen. So verwandelt sich der materielle Körper zum Tempel, in dem die Geistkraft und die Liebe Gottes wirken. Dieses Bewusstsein ist gerade in der heutigen Zeit Notwendend.
  • Eins aber darf ich in mir behalten: Nie vergessen wie behütet ich seit meiner Kindheit durch das Leben gehen durfte. Ich staune mit grosser Dankbarkeit wie die geistlichen Weichen gestellt wurden bis hierher! Aus dieser Gnade erwarte ich, dass die Kraft Christi weiter an mir bis ins Ziel wirken will.
  • «Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt» Diese Verszeilen haben es für mich in sich. Ich möchte mich nicht im Vergangenen aufhalten und nachgrübeln! Mich angstfrei nach dem Kommenden ausstrecken. Im Vertrauen bleiben, dass es gut kommen wird. Nur so kann ich den Siegespreis und die Geborgenheit in Gott erreichen. Diese Haltung verlangt Disziplin, Kraft und einen täglichen Neustart.
  • Mich sprechen zwei Sätze an: «Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, in der Hoffnung, dass sich nach einer grossen Enttäuschung ein neues Ziel erschliessen wird. Die Hoffnung auf eine bessere Zeit.» und «Dann werden unsere erniedrigten Körper umgestaltet werden...» Ich habe das Gefühl, dass die Menschen in der Ukraine geopfert werden, damit es keinen noch grösseren Krieg gibt. Es ist mehr als furchtbar. Ich finde es schwierig, das Leid jeden Tag zu sehen und gleichzeitig hier in unserem Wohlstand weiterzuleben. Zu wissen: Dort die Menschen in der Kälte ohne Heizung, Strom und Wasser. Da hilft Beten in der Hoffnung, dass darin eine Kraft und Erlösung in Form eines Kompromisses liegt.
  • Immer wieder mache ich beim Lesen der alten biblischen Texte die Erfahrung, dass sich in mir Widerstände melden gegen gewisse Formulierungen. Erst wenn ich meine eigenen Worte finde, kann ich – wie hier – verstehen, was Paulus zum Bespiel seiner Gemeinde von Philippi sagen wollte. So könnte Vers 13-14 für mich so lauten (Paulus wird mir verzeihen): «Was hinter mir liegt, gehört zu mir, wie das Kind, das ich einmal war, zu meiner erwachsenen Person gehört. Und so – reicher an Erfahrungen – strecke ich mich aus nach dem, was vor mir liegt und mache Schritt für Schritt und Atemzug für Atemzug...» Wörter wie «Siegespreis» und «alles in seinen Machtbereich bringen» ertrage ich im Moment grad ganz schlecht.
  • Am besten ist, das, was da war, zu vergessen. Denn es ist so: das Gestern ist vorbei, das Morgen kennt niemand. Darum: Heute leben und so leben, dass unser Gewissen rein bleibt. Nur so können wir in Würde das ewige Leben erreichen.
  • «Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.» Diesen Satz verändere ich für mich, damit ich gut damit sein kann: Ich versuche liebevoll und versöhnend auf das zu blicken, was hinter mir liegt. Mit dieser Kraftquelle öffne ich mich dem, was vor mir liegt.
  • Zu Vers 14: Das Ziel ist die Berufung zum ewigen Heil. Darunter stelle ich mir ein Leben in Frieden mit anderen und mit mir selbst vor. Ich lasse mich auf Jesus ein, wenn ich seine Lebensgrundsätze, die in vielen Geschichten im Zweiten Testament mitgeteilt werden, beherzige. Es dauert aber eine Ewigkeit, bis ich diesen Idealzustand des Heilseins mit mir und meiner Umwelt und Mitwelt erreiche…
  • Beim Bewegen dieses für mich anfangs so schwierigen Textes lese und höre ich dann den Weg, der sich mr in der Meditation zeigt: das Alte (und auch Neues) loslassen, leer werden und im Atem und der Stille Gott in mir zu erkennen und zu spüren, und das in Langsamkeiet und Tiefe, nicht im Laufen zum Siegespreis, wie Paulus es schreibt.

onlineBIBELteilen am 3. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022

Auch diese Woche haben sich wieder einige Menschen ans onlineBIBELteilen gewagt!

Eine wunderbare Zusage ist der Text aus Ex 3 für diesen Sonntag:

1Mose war nun als Hirte für die Herde Jitros, seines Schwiegervaters, des midianitischen Oberpriesters, verantwortlich. Er trieb die Tiere durch die Wüste hindurch, so kam er an den Gottesberg Horeb. 2Da erschien ihm Sein Bote in einer Flamme mitten im Dorngebüsch. Er guckte: Der Dornstrauch brannte lichterloh, aber er verbrannte dabei nicht. 3Mose dachte: »Da muss ich hin; ich will diese unglaubliche Erscheinung sehen! Warum verbrennt denn der Dornstrauch nicht?« 4Sie sah, dass Mose herankam um nachzuschauen. Darum rief die Gottheit ihn an, mitten aus dem Dornbusch: »Mose, Mose!« Der erwiderte: »Ja, ich höre!« 5Gott sagte: »Komm nicht zu nahe heran! Zieh die Sandalen aus, denn der Ort, an dem du stehst, ist heiliger Grund.« 6Und weiter: »Ich bin die Gottheit deiner Eltern, Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs und ihrer Frauen!« Mose bedeckte sofort sein Gesicht, denn er hatte Angst, die Gottheit anzusehen. 7Er sagte: »Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten sehr wohl bemerkt. Ich habe gehört, wie sie vor ihren Peinigern aufschrien. Ich kenne ihre Schmerzen. 8Deshalb bin ich heruntergekommen.«
13Mose sagte zu Gott: »Wenn ich aber zur Gemeinde Israel zurückkomme und ihnen sage: ›Die Gottheit eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt‹, dann werden sie fragen: ›Wie heisst sie?‹ Was soll ich ihnen da antworten?« 14Gott erwiderte Mose: »Ich bin da, weil ich da bin!« Er sagte: »Das sollst du den Israeliten mitteilen: Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt.«
15Und Gott redete weiter zu Mose: »Das Folgende sollst du zu Israel sagen: › Ich-bin-da, Beschützer eurer Eltern, Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs und ihrer Frauen hat mich zu euch geschickt. Das ist mein Name für alle Zeit; mit ihm sollen alle Generationen sich an mich erinnern.‹«                

(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)



Diese Schlüsselstelle unseres Glaubens fordert uns ja geradezu heraus, dass wir uns mit diesem Text auseinanderzusetzen. Und so sind wieder viele inspirierende Gedanken zusammengekommen:
  • »Der Ort, wo Du stehst ist heiliger Boden« Ach könnten wir Menschen diesen Satz immer leben: Hier, wo Du und ich und wir leben, in der Ukraine, in Russland und überall auf der Welt. Hätten wir den Wunsch nach heilsamem Leben für alle, wir müssten einander nicht bekämpfen, uns nicht über andere erheben, sie nicht verachten, sondern sie gernhaben, achten fördern, ermuntern verstehen lernen. Wenn uns das gelänge, würde der Gottesname durch uns aktuelle Wirklichkeit: »Ich bin da für Dich – Du warst in der Vergangenheit da für mich – ich werde in Zukunft für Dich und mit Dir und Du mit mir da sein.«  Traum – Hoffnung oder Glaube an das Gute.
  • Täglich beten wir: «Unser Vater im Himmel, Dein Name werde geheiligt...« Aber wie? Während dem Gebet, wenn wir uns etwas Zeit nehmen, um uns an seinen Namen zu erinnern, den wir kennen, ist mein Blitzgedanke: Gott sagte: «Mein Name gilt für immer: Ich-bin-da». Ja, Du bist da! Lob und Dank.
  • Wie wunderbar: ich ziehe meine Schuhe aus (komme nach Hause, ganz ins Jetzt.) – höre – bin einfach, bei dem was grad ist: mein Atmen, – mein Suchen, – mein Anteilnehmen, – mein Schmerz, – mein Trauern, – meine leise Freude, – mein absichtsloses tun. – DU BIST DA. – ganz leise, – einfach da, inmitten von allem. – DU. – atmest mit mir, leidest mit mir, freust dich mit. – In dir leben wir, in dir bewegen wir uns, in dir sind wir. – Und das alles auf dein Wort hin: „ICH habe den Schrei meines unterdrückten Volkes gehört.“ – DANKE.
  • Wenn die Gottheit heute erscheinen würde? Ich denke viele von uns würden SIE nicht erkennen. Denn SIE ist gross und mächtig, also für uns unwirklich, denn vieles wollen die Menschen erklärt haben. Doch das ist nicht Glauben, Glauben ist; das was man nicht sehen kann. Darum kommt SIE auch nicht in Erscheinung wie vor langer Zeit. Wir sind dankbar, dass wir mit dem Herzen glauben und nicht mit dem Kopf. DANKE.
  • Die Realität des ICH BIN DA erschliesst sich nicht über den Verstand. Begreifen können wir sie nur, wenn wir unser Herz öffnen und uns ihr vorbehaltlos anvertrauen. Dann wird sie uns und allen Menschen, die wir in unsere Fürbitte einschliessen, zur Kraftquelle die uns nährt und trägt.
  • «Ich bin da, weil ich da bin!» Die Worte berühren mich tief, da ich während diesen Wochen oft aufschreien möchte: «Wo bist DU?!» Ich kann mir vorstellen, dass dieser Aufschrei momentan aus Millionen Herzen kommt. – Und doch... in meiner tiefen Stille finde ich DICH immer wieder – ist dies DEINE Antwort?
  • «Ich bin da, weil ich da bin.» Es ist so selbstverständlich, so tröstlich. GOTT IST DA! Ich bin nicht alleine. Sie ist für mich da, er ist an meiner Seite. Ich kann darauf vertrauen, sorgenvolle Zeiten nicht alleine bewältigen zu müssen. Auch meine in den Himmel gejubelte Freude wird von Gott gehört. Sie freut sich mit mir und kennt auch meine Sorgen, was für ein wunderbares Gefühl. Ob Menschen, die Krieg erleben und vielleicht auf der Flucht sind, dieser Glaube trägt? Können sie darauf vertrauen, dass Gott sie hört und durch die Wirren führt? Es liegt mitunter auch an mir, dass sie das Vertrauen und den Glauben nicht verlieren.
  • Mose dachte: »Da muss ich hin; ich will diese unglaubliche Erscheinung sehen! Warum verbrennt denn der Dornstrauch nicht?« Genau das ist es, was ich suche: einen Glauben, einen Gott, der neugierig macht, wo ich unbedingt hin muss, der mich im Innersten packt und hinzieht, wo ich staunen kann und Neues lernen. Eine Gottheit der Unmittelbarkeit, ohne Vorurteile. Einfach und ergreifend da.
  • Aus dem langen Erzähltext bleibt mir ein Vers, nämlich Vers 14, tief hängen. Es ist Gottes Antwort auf die Frage nach seinem Namen. Und mit seiner Antwort «ich bin der/die Ich-Bin-Da» gibt er/sie uns kund, dass er/sie immer und überall, alles erfüllend, alles durchdringend, im Moment voll präsent und da ist, um mich und in mir. Ich darf ohne Zweifel voll auf ihn vertrauen, ich bin NIE allein.

onlineBIBELteilen am 4. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022

Auch diese Woche begrüssen wir Euch herzlich zum onlineBIBELteilen! 
Und wieder begegnet uns ein anspruchsvoller Text, diesmal aus dem 2. Brief des Pauls’ an die Gemeinde von Korinth. Er handelt von einer ganz wichtigen Haltung: Versöhnung! Wir sind gespannt, wie und was Euch von diesem Text (2Kor 5,17-20) anspricht:


Schwestern und Brüder!
17Wenn also jemand in Christus ist,
dann ist er eine neue Schöpfung:
Das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
18Aber das alles kommt von Gott,
der uns durch Christus mit sich versöhnt
und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat.
19Ja, Gott war es,
der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat,
indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete
und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat.
20Wir sind also Gesandte an Christi statt
und Gott ist es, der durch uns mahnt.
Wir bitten an Christi statt:
Lasst euch mit Gott versöhnen!                

(Verwendete Übersetzung: Einheitsübersetzung)


Und wieder haben sich viele haben sich der Herausforderung dieses Textes gestellt – lesend und schreibend! Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie unterschiedlich Ihr mit diesem Text umgeht. Und was für eine grosse Spannbreite zusammengekommen ist! Überzeugt Euch selbst – lasst Euch bereichern:
  • Welche Zusage und welches Vertrauen in uns: «Wir sind in Christus die neue Schöpfung». Und diese Neuschöpfung ist fähig, die Versöhnung zu leben: Versöhnung mit dem, was quer in mir ist, mit dem was bei anderen nicht perfekt ist, mit dem, was wir im Grossen anderen schuldig geblieben sind oder andere uns selber. «Du, Versöhner, schenksch üs dini Versöhnig, damit mer sie wieterschenket.»
  • «Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung.» Meiner Ansicht nach bedeutet nach Paulus’ Aussage «In Christus sein» so viel wie: Christus ist durch seine Hingabe das Bindeglied, das mir den erneuten Zugang zu Gottes Liebe eröffnet. Diese Heilszusage ist aber verbunden mit dem Auftrag, meinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen mit der gleichen Versöhnungsbereitschaft zu begegnen. Das würde heissen, wir könnten als Menschen in unsere eigentliche Berufung Mitschöpferinnen und Mitschöpfer Gottes zu werden hineinwachsen.
  • «Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat.» Das Wort «Versöhnung» klingt fast wie eine Farce, wenn ich den Krieg in der Ukraine und anderswo in der Welt betrachte. Wo sind die Mächtigen der Welt, die Frieden und Versöhnung auf ihre Fahnen geschrieben haben? Da gibt es für mich nur eines: ich versuche, das in meinen Möglichkeiten Liegende zu tun, und gebe der Ohnmacht und Hilflosigkeit wenig Raum. Friede und Versöhnung wünsche ich dir, wenn du das liest.
  • Neu zu wissen von Gottes Gnade und seiner Versöhnung mit uns Menschen, hilft uns zum Dienst der Versöhnung, zum Vergeben und Verzeihen. Gelingt dies, ist das die wunderbare Befreiung und Beruhigung der Seelen. Danke, Gott im Namen Christus hat es bewirkt!
  • Zu Vers 18: Gott ist es, der uns Menschen den «Schlüssel zur Versöhnung» geschenkt hat. Die wichtigste Voraussetzung für gelingende Versöhnung unter Menschen ist der Friede zwischen Gott und uns Menschen. Christus hat dafür die Basis gelegt. Von IHM lernen wir, auch in schwierigen Zeiten friedfertig aufeinander zuzugehen und Versöhnung anzubieten.
  • «Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Der Text wirkt auf mich hoffnungsvoll: Wenn ich Christus spüre in meinem Herzen, kann ich mich mit mir versöhnen. Lasten und Ängste können abfallen. Es gibt Platz in mir für Neues und es wird leicht ums Herz.
  • Wir alle dürfen uns «glücklich» schätzen, denn wir sind Gottes Kinder. Dankbar sein, dass Gott uns immer wieder vergibt. Unser Leben ist ja so kurz, viel zu kurz um wichtig zu tun. Bescheidenheit ist ein grosses Wort und das möchte ich niemals aufgeben, denn es geht um das Leben in Ewigkeit. DANKE.
  • Ich frage mich, bin ich in Christus und kann ich diesem Auftrag, den Paulus auch mir zumutet, gerecht werden? »Ich bin gesandt an Christi statt. Gott will durch mich mahnen.» Das ist Zuviel, dass überfordert mich! Nein, ich muss nicht perfekt sein. Ich muss mich nur auf den Weg machen und mich immer wieder erinnern, mit welchem Auftrag ich unterwegs bin. Ich bin mitverantwortlich, damit Gottes Reich hier auf Erden wachsen kann.
  • Beim wiederholten Bewegen des Textes bleiben mir zwei Aussagen wichtig: der Auftrag zum Dienst der Versöhnung in Vers 18 und in Vers 20: «Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt» (resp. wirkt/wirken möchte (meine Worte)). Das heisst ja, Gott hat nur meine Hände, meine Füsse, meine Worte, ja mein Herz. Das sind grosse Worte: es liegt an uns, es liegt an mir, dass Versöhnung geschehen kann – dass ich den ersten Schritt mache, über meinen Schatten springe, meine Hände zur Versöhnung ausstrecke, mein Herz berühren lasse und andere berühren darf.
  • Wenn wir, wenn ich Altes hinter mir lasse, es verarbeitend aus meinem Rucksack entferne, dann werde ich frei und offen, um die «angemahnte» Versöhnungsarbeit durchzuführen: Versöhnung mit mir, meinen ungeliebten, verborgenen Persönlichkeits-Anteilen zuerst, und dann Versöhnungsarbeit an/in Beziehungen, Begegnungen und – als höchste Stufe – auch Versöhnung mit Schwierigem, wie zum Beispiel diesem unsäglichen Krieg und vor allem seinen Kriegstreibern.
  • «Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.» Mit der Menschwerdung Gottes durch und in Christus, darf ich mich vertrauensvoll versöhnen mit alten Verletzungen und sie als solche annehmen. – Ich bin jedoch auch aufgerufen, mich mit eigenen Verfehlungen zu versöhnen, damit Neues werden und leben darf. Eine wunderbare Verheissung - gerade in der momentanen Welt-Situation.

onlineBIBELteilen am 5. Sonntag der Fasten-/Passionszeit 2022

Diese Woche ging es in der Auswahl des Bibeltextes um eine sehr bekannte und berührende Begegnung. Das Johannesevangelium berichtet im 8. Kapitel von der Verurteilung einer Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde. Jesus wendet das Blatt und dabei fallen Worte, die uns sehr bekannt sind:

2Früh am Morgen war Jesus wieder im Tempel. Das ganze Volk versammelte sich um ihn, und er setzte sich und begann zu lehren.
3Da kamen die Schriftgelehrten und die Pharisäer mit einer Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte, sodass jeder sie sehen konnte. 4Dann wandten sie sich an Jesus. »Meister«, sagten sie, »diese Frau ist eine Ehebrecherin; sie ist auf frischer Tat ertappt worden. 5Mose hat uns im Gesetz befohlen, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du dazu?«
6Mit dieser Frage wollten sie Jesus eine Falle stellen, um dann Anklage gegen ihn erheben zu können. Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7Als sie jedoch darauf bestanden, auf ihre Frage eine Antwort zu bekommen, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen.« 8Dann beugte er sich wieder vor und schrieb auf die Erde. 9Von seinen Worten getroffen, verliess einer nach dem anderen den Platz; die ältesten unter ihnen gingen als Erste. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch da stand, wo ihre Ankläger sie hingestellt hatten.
10Er richtete sich auf. »Wo sind sie geblieben?«, fragte er die Frau. »Hat dich keiner verurteilt?« – 11»Nein, Rabbi, keiner«, antwortete sie. Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!«            

(Verwendete Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)


Und wieder haben zahlreiche beim onlineBIBELteilen mitgemacht - lesend und schreibend! Der Text hat eine sehr berührende Geschichte erzählt, die viele angesprochen hat. Danke vielmals für diesen reichhaltigen und berührenden Schatz an Gedanken:
  • «Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen!» Diese Worte sind für mich von grosser Milde, Nachsicht und Güte geprägt. Die Frau erhält von Jesus eine zweite Chance trotz Verfehlung. Ich frage mich, wo im täglichen Leben begegne ich Menschen, die Vergebung und Grosszügigkeit verdient haben? Verurteile ich jemanden vorschnell und mache mir nicht die Mühe, das Gute zu suchen und zu finden? Möge mir das mehr und mehr gelingen...
  • Über ungute, menschliche Taten urteilen und Menschen verurteilen, hört man oft in Gesprächen und aus den Medien und vielleicht wird gleich zugestimmt. Durch Jesu Worte lernen wir dies zu unterlassen und es dem allmächtigen und gnädigen Gott-Vater zu überlassen: «Gott gehört die Rache oder die Gnade!»
  • Zu Vers 6: Jesus antwortet nicht, sondern versinkt in eigenes Sinnieren und schreibt etwas auf die Erde. Ist das sein passiver Widerstand gegen den feindlichen Angriff der Schriftgelehrten und Pharisäer? Und ich, wo leiste ich Widerstand gegen den Krieg und die unmenschliche Behandlung von Leuten auf der Flucht, ohne in endlose Diskussion zu geraten, die nichts bringen? Mit Klugheit gegen plumpe Angriffe vorzugehen, wie Jesus dies in dieser Geschichte vorlebt, finde ich vorbildhaft.
  •  «Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein werfen.» Diese Worte lassen jegliche moralische Entrüstung ins Leere laufen, da sie mir vor Augen führen, wie sehr ich selbst auf Vergebung angewiesen bin. Jesu «auch ich verurteile dich nicht» erschöpft sich jedoch nicht in der Parteinahme für die Frau, sondern er knüpft daran die Aufforderung: «sündige hinfort nicht mehr!» Diese Klarheit hat etwas sehr Befreiendes, denn sie ermöglicht mir einen Neubeginn. Durch das Eingeständnis meiner eigenen Schuldhaftigkeit kann ich lernen, mit den Schwächen meiner Mitmenschen liebevoller umzugehen.
  • »Ich verurteile dich auch nicht; du darfst gehen. Sündige von jetzt an nicht mehr!«  Mich berührt dieser Satz. Wie oft geschieht es, dass wir über andere Menschen urteilen, was richtig oder falsch ist und übertragen dabei unsere eigenen Schattenteile auf andere. Anders Jesus: Er appelliert an unsere Selbstachtung und Selbstverantwortung und dass wir von da aus handeln.
  • Welch verblüffende Gelassenheit: Jesus wird herausgefordert, um in die Falle zu tappen (Barmherzigkeit oder das Gesetz), und er bleibt gelassen da, in der Mitte aller Angreifer und bei der angeklagten Frau. (Wieso wurde der ehebrechende Mann nicht herbeigeschleppt?) Auf das Drängen der Ankläger hält er ihnen den Spiegel vor: Und du? Wie steht es mir dir? Ja, immer wieder in den Spiegel schauen, das worüber ich mich aufrege, bedenken (die Ungerechtigkeit, die Aggression, das unverrückbare Weltbild, die Gewalt, das Lügen) und mich fragen, wo in meinem Leben kommt das vor? („Das was mich am meisten stört, sind die eigenen Fehler… beim andern.)
  • »Wer von euch ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein auf sie werfen.«  Jesus stellt sich mit seiner Antwort ausserhalb des Gesetzes. Er zeigt uns wie unsinnig so manche Vorschriften und Gesetze in Kirche und Gesellschaft sind. Er fordert uns auf, tiefer und genauer zu schauen. Vielleicht erkennen wir, wenn wir in uns gehen, den Balken in unserem Auge und werden einsichtiger und gnädiger dem oder der Anderen gegenüber. Das Miteinander unter den Menschen wäre sicher von mehr Toleranz und vielleicht auch von mehr Liebe geprägt.
  • Ich bin froh und dankbar, dass Jesus durch seine geniale Art des Lehrens einen Kontrapunkt zu den alttestamentarischen Gesetzen setzt. – Es macht mich jedoch traurig und auch wütend, dass es wieder eine Frau trifft, welche «sündig» wurde (wer hat sie wohl verführt?). Wir Frauen sind per se sündig und uns muss vergeben werden! Immer noch werden Frauen gesteinigt... – weil es das Gesetz so will.
  • «Von seinen Worten getroffen, verliess einer nach dem anderen den Platz; die ältesten unter ihnen gingen als Erste. Zuletzt war Jesus allein mit der Frau, die immer noch da stand, wo ihre Ankläger sie hingestellt hatten.» Es beschämt mich dieser Text: Im Alltag geschieht dies allzu oft – das mit dem Finger auf jemanden Zeigen – viele gegen eine/ einen. Wir sollten dann beschämt auch weggehen und uns bewusst werden: niemand ist ohne Schuld oder besser als sein Mitmensch. Wie heilsam wäre es, uns dies bewusst zu machen. Die Welt wäre ein friedlicherer Ort.
  • Manchmal entdecke ich mich, dass ich innerlich Steine werfe, weil ich mich besser fühle als andere. Wenn ich das merke, schäme ich mich. Immer wieder versuche ich, nicht zu verurteilen, nicht einmal mich selber. Ob es vielleicht hilft, andere und mich selber zu verstehen versuchen, dem andern und mir selbst die Fähigkeit des Wandels und des Weges zu mehr Liebe und Anerkennung zuzutrauen? Da ist mir Jesus ein starker Lehrmeister.
  • Das Verhalten der Männer und der von ihnen zitierte Moses-Gesetzestext machen mich beim genauen Hinschauen richtig wütend, wird hier doch die ganze Schuld des Ehebruchs der Frau angelastet, der mindestens zu gleichen Teilen mitbeteiligte Mann fehlt, wird nicht angeklagt. Ich sehe hier ein extrem patriarchales Justizsystem, das mit sehr ungleichen Ellen misst. Aber mit einer ganz einfachen Frage bringt Jesus dieses schiefe Justizgebilde ins Gleichgewicht, denn er weiss ja sehr wohl, dass die Männer bei einem solchen Vorfall auch mitbeteiligt sind. Und mit diesem Satz weist Jesus hier für mich auf die Gleichwertigkeit von Mann und Frau hin, die ja leider bis heute noch immer nicht erreicht ist.
  • «Aber Jesus beugte sich vor und schrieb mit dem Finger auf die Erde.» Was hat Jesus da wohl in die Erde geschrieben… meine Fantasie malt mit…

 

onlineBIBELteilen am Palmsonntag 2022

Am Palmsonntag wartet ein wirkliches Schmankerl auf uns: der sogenannte Philipperhymnus. Dabei handelt es sich wohl um einen der poetischsten Texte des Zweiten Testaments. Jesus wird darin als Vorbild besungen. Lassen wir diesen Text auf uns wirken:

6Er, der Gott in allem gleich war
und auf einer Stufe mit ihm stand,
nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus.
7Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte
und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener.
Er wurde einer von uns –
ein Mensch wie andere Menschen.
8Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`:
Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich;
er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`.
9Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht
und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben,
der bedeutender ist als jeder andere Name.
10Und weil Jesus diesen Namen trägt,
werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen,
alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.
11Alle werden anerkennen,
dass Jesus Christus der ist, zu dem wir gehören,
und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.            


(Verwendete Übersetzung: Neue Genfer Übersetzung)


Und so sind auch beim vorletzten Mal onlineBIBELteilen sind wieder sehr spannende und unterschiedliche Gedanken zusammengekommen…

…vielleicht, weil es sich diesmal um einen poetischen Text gehandelt hat. Poetische Texte schaffen häufig ja eine grössere gedankliche Weite als Prosa… Vielen Dank für's Mitwirken – als Lesende und Schreibende! Lasst Euch von diesen Gedanken inspirieren:
  • Könnten doch alle Menschen im Umgang miteinander nach dem Massstab Jesu leben, dann müssten nicht Kinder, Frauen, Männer ihr Leben in grausamen Kriegen und Auseinandersetzungen verlieren. Dieser Hoffnung möchte ich Raum geben und meinen kleinen Teil beitragen, so gut ich kann auch mit Hilfe anderer.
  • Jesus Christus zeigte vor seinem Vater und vor der ganzen Menschheit, was Demut heisst. Er war der demütigste Mensch und somit der HERR über alles! Sein und des Vaters Namen werde geheiligt!
  • «Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener.» Wenn alle Politiker und Herrscher dieser Welt sich diese Haltung zu Herzen nehmen würden, wie anders sähe unsere Welt aus. Und es berührt meine Sehnsucht nach Frieden.
  • Auch wenn wir wohlhabend sind oder wären, müssen wir bescheiden bleiben. Im Moment ist es sehr schwer zu verstehen, denn es geht uns in der Schweiz sehr gut. Nun stellen wir uns auf die Stufe eines Dieners oder eines kleinen Arbeiters. Mit Gottes Hilfe können wir das schaffen. Eines Tages werden wir Gott schauen und IHM danken für seine Liebe und Gnade.
  • Obwohl Jesus mit Macht gesegnet war, missbrauchte er sie nicht und zeigt uns damit seine wahre GRÖSSE. Er verzichtete auf seine Vorrechte, war demütig als Mensch und demütig als Diener seines Vaters und letztlich von uns allen. Dadurch wurden und werden wir zu seinen Mit-Menschen, dürfen ihm auf Augenhöhe und von Herz zu Herz begegnen. Eine wunderbare Osterbotschaft. 
  • Obwohl der ganze Text wirklich eine Lobeshymne auf Jesus, den Christus ist, höre und lese ich auch wieder Stellen, die mich stören, weil es darin um eine Wertung oder gar eine Rangordnung geht, wenn es heisst: «er erniedrigte sich noch mehr» oder «so unvergleichlich hoch erhöht». Aber der Satz «ein Mensch wie andere Menschen» hilft mir, im täglichen Gebet/Gespräch Jesus und Gott auf Augenhöhe zu begegnen, und nicht zu ihm hoch sehen zu müssen. Für mich klar ein «alltags-tauglicher» Gott, der unter und in uns lebt.
  • Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Es gibt mir Halt zu wissen, dass Gott in Jesus Mensch wurde und weiss wie ich, wie wir Menschen fühlen, wie wir leiden und wie wir uns freuen. Nicht dass Gott das ansonsten nicht wüsste, er ist allwissend. Mir hilft es, dass Gott weiss wie ich mich als Mensch fühle, weil er selbst Mensch wurde.
  • Ich habe Mühe, diesen Text wörtlich zu nehmen. Es hat schwierige Wörter drin wie Gehorsam, Diener, auf die Knien werfen, die Ehre geben. Der Verfasser des Textes wollte vermutlich seinem Staunen über Jesu fehlerfreien Lebenswandel und seiner Bewunderung über Jesu menschennahes Handeln Ausdruck verleihen. Dem kann ich mich gut anschliessen.
  • Ich bin ergriffen von Jesus, der Gottes Gegenwart predigt und sie auch heilsam vorlebt. Er wich der Konfrontation mit den führenden, ängstlichen und engen Religionsvertretern nicht aus, sondern… den Tod ahnend, ging er, seine Verkündigung fortsetzend, nach Jerusalem, wurde gefoltert und ans Kreuz geschlagen. Weil dieser Zeuge Gottes, ja diese Art der Gegenwart Gottes im tiefsten Leiden Kern unseres Gottesglaubens ist, werfe ich mich gern vor dieser Wirklichkeit nieder und finde in schweren Zeiten Trost z. B. im erdrückenden Kreuz in der Haldenkirche, bei dem das österliche Gelb im Innern von der Auferstehung spricht.
  • «Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener.» Ist es die Bescheidenheit oder diese wunderbare Grösse von Jesus, die bei mir anklingt? Er stellt sich nicht auf ein Podest, möchte nicht «mehr» sein als sein Gegenüber und ist Mit-Mensch, dem ich gerne begegne. Wie wohl das tut!

onlineBIBELteilen am Ostersonntag 2022

Herzlich willkommen zum letzten Mal "onlineBIBELteilen" in diesem Frühjahr! 
Die Osterberichte sind uns allen wahrscheinlich sehr gut bekannt?! Aus diesem Grund haben wir uns dieses Jahr gedacht, wir könnten einmal einen anderen Text der Leseordnung für den Ostertag auswählen. Paulus braucht im 1. Korintherbrief ein sehr anschauliches Bild für die Osterbotschaft:

Schwestern und Brüder!
6bWisst ihr nicht, dass wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 7Befreit euch von dem alten Sauerteig und beginnt als neuer Teig, denn ihr seid ungesäuertes Brot. Unser Pessach begann doch mit der Hinrichtung des Messias. 8Lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteigbrot, nicht mit dem Sauerteig der Lebensfeindlichkeit und Gemeinheit, sondern mit dem ungesäuerten Brot der wahren Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit.
            
(Verwendete Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache)


Der Gedankenaustausch via "onlineBIBELteilen" hat sehr, sehr gutgetan und Herz und Geist geweitet. Danke vielmals an alle, die lesend und schreibend mit dabei waren! Als Supplément gibt es nun noch die Gedanken zur bildhaften Osterbotschaft, wie sie uns Paulus im 1. Korintherbrief präsentiert. Frohe Ostern!
  • «Lebensfreundlichkeit, herzliche Offenheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Friedfertigkeit, Zärtlichkeit, Wohlwollen» – lieber Paulus. Herzlichen Dank für Deine Osterbotschaft! Habe sie noch etwas für mich erweitert... Die Umsetzung ist nicht immer einfach, aber an den Auferstandenen zu glauben und daraus zu leben, ist ja nicht einfach ein Sonntagsspaziergang. Das hast Du nach Deiner Bekehrung auch erlebt. Ich hoffe, dass die Geistkraft Jesu mich und uns erreicht – jeden Tag neu.
  • «Lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteigbrot, nicht mit dem Sauer teig der Lebensfeindlichkeit und Gemeinheit, sondern mit dem ungesäuerten Brot der wahren Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit.» Wir sollen uns frei machen von alten Mustern – so spüren wir unseren wahren Kern. Frei hell und leicht – ohne alte Sorgen und Enge im Herzen – können wir uns am Leben freuen. Dann sind wir ganz bei uns und so bei Gott.
  • Der wenige Sauerteig wird zum Symbol für eine Kleinigkeit in etwas Grossem, die fähig ist, die ganze grosse Menge zu zerstören. Mein Vergleich: Ein böses, winziges, unsichtbares Virus kann ein Menschenleben töten und die ganze Menschheit in Aufruhr bringen, wie gehabt. Lasst uns für Gutes einsetzen!
  • Die Lasten, die uns zu schwer werden, einfach abgeben. So ist ja der Frühjahrsputz genau richtig. Der Keller, der Estrich, ja die ganze Wohnung, alles Alte raus. Nun können wir uns als «Süssteig» viel freier bewegen. Auch unsere Seele fühlt die Leichtigkeit und die Liebe Gottes trägt uns.
  • Es tut mir gut zu lesen, dass wir alles neu beginnen sollen, nicht das Alte mitschleppen und die Gegenwart damit belasten. Der Tod als Befreiung von allen Zwängen und das anschliessende Osterfest als freudiger Neuanfang, klingt doch vielversprechend. Die Kunst ist nun, das bisherige Leben, das nicht einfach ausgeblendet werden kann, in das Fest zu integrieren, als befruchtender Bestandteil meines heutigen Ichs.
  • «Wisst ihr nicht, dass wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?» Oft braucht es ganz wenig, damit etwas Neues entstehen kann. Mit der Kraft und dem Vertrauen von innen heraus ist es möglich, etwas zu verändern, selbst wenn es aussichtslos scheint. An dem möchte ich mich orientieren.
  • «Befreit euch von dem alten Sauerteig und beginnt als neuer Teig.» Für mich ein haptisch-sinnliches Bild. Ich knete Mehl und Wasser zu einem neuen Teig, spüre, wie er zwischen den Händen an Wärme und Geschmeidigkeit gewinnt und angereichert wird mit Sauerstoff – lebendig, etwas Neues wird sich formen, soll köstlich schmecken und uns nähren. Die Zutaten sind Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit.
  • Das Sterben von Jesus Christus und seine Auferstehung schenken uns ein neues Bewusstsein und eröffnen uns mit einem Fest einen Neuanfang. Das alte Leben – der Sauerteig – hat ausgedient, wir dürfen uns mit frischem Brot dem neuen, wahren Leben zuwenden.
  • Bei Paulus, den ich sonst eher als «strenggläubig» wahrnehme, höre ich hier eine positive Botschaft, nämlich den alten Sauerteig der Lebensfeindlichkeit zu verwerfen, was im Umkehrschluss für mich bedeutet, das Leben positiv anzunehmen und es zu leben, mit Lebensfreude und auch Genuss. Für mich eine wunderbare Osterbotschaft von Paulus, gerade in dieser Zeit, wo uns Osterhasen, Ostereier und anderes mehr süss locken. Paulus redet hier also nicht dem Verzicht, sondern dem Lebensgenuss das Wort. Hallelujah.

 
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